Werkbericht Nr. 6: Narrative gesellschaftlichen Wandels
Es bewegt sich was. Wer in der deutschen Gegenwart nur selbstzufriedenes „Neo-Biedermeier“ sieht, unterschätzt progressive, öko-soziale Veränderungsanliegen. Der Wille zum Wandel ist da: er ist lokaler, pragmatischer geworden und er findet eine neue Sprache.
Das Denkwerk Demokratie legt mit seinem Werkbericht Nr. 6 eine Studie der Duisburger Forschungsgruppe „Politische Narrative“ vor. Die Studie von Frank Gadinger, Sebastian Jarzebski und Taylan Yildiz trägt den Titel „Progressive Politik in pragmatischen Zeiten: Politische Narrative gesellschaftlichen Wandels“.
Sie untersucht Diskursräume jenseits der politisch-medialen Elitenarena. Im „anarchischen“ Diskursraum Internet, in einer Reihe von Regionalzeitungen, in diversen Magazinen und Zeitschriften und im kulturellen Diskursraum der Kunst-, Theater- und Musikszene fanden die Autoren eine Reihe von breit geführten Veränderungserzählungen mit progressiver Stoßrichtung.
In der Studie wird eine Methode sozialwissenschaftlicher Narrativanalyse angewendet, die von den Autoren in früheren Veröffentlichungen konzeptionell entwickelt wurde. Im Ergebnis sind sie auf fünf Narrative gestoßen, in denen gefragt wird, „wie wir leben (und arbeiten) wollen“, wie die „Stadt der Zukunft“ aussehen soll, wie eine „Vielfalt selbstbestimmter Lebensformen“ oder „digitale Menschenrechte“ durchgesetzt werden können. Sie arbeiten mit Metaphern wie dem „Ausstieg aus dem Hamsterrad“ oder dem „Dorf“ als Metapher für neue Gemeinschaften. Es entsteht das Bild einer Gesellschaft, in der immer noch lebhaft um alternative Lebensmöglichkeiten gerungen wird und eine Art praktischer Systemkritik ganz und gar nicht ruhig gestellt ist.