Was ist das Denkwerk Demokratie ?
Das Denkwerk Demokratie ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für eine soziale, ökologische und demokratische Zukunftsgestaltung einsetzt.
Er versteht sich als „Think-Net“, bzw. als Denk-Netzwerk und bringt Analysen, Ideen und Akteure aus Politik, Gewerkschaften, NGO und Wissenschaft zusammen.
Ein wesentlicher Impuls für die Gründung des Denkwerk Demokratie im Jahr 2011 war die politische Entwicklung in Folge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Was zunächst als gut begründete Kritik am „Finanzkapitalismus“ diskutiert wurde, mündete in die Behauptung, dass die Verschuldung der Staaten die wesentliche Ursache für die ökonomische Destabilisierung Europas sei. Ursache und Wirkung wurden hier aus ideologischen Motiven verdreht.
Es wurde deutlich, dass die politischen, zivilgesellschaftlichen und intellektuellen Akteure, die sich für eine soziale und
ökologische Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft Wirtschaftsmodells einsetzen, einen intensiveren Austausch brauchen, wenn es um das Erlangen von öffentlicher Deutungshoheit geht.
Ein Neues Denken ist gefragt!
Uns eint die Kritik an einem „alten Denken“, das uns in die noch längst nicht überwundene Finanzkrise geführt hat. Dieses Denken bietet keine Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit.
Uns eint die Einsicht, dass wir mehr politische und wirtschaftliche Veränderung brauchen, als nur kleinere Korrekturen am Bestehenden oder kurzfristige Krisenprogramme. Wir brauchen neues Wirtschaftsmodell: Eines, das sich am Ziel eines „guten Lebens“ für alle orientiert. Eines, das in der Lage ist, ein produktives Zusammenspiel von Innovation und Dynamik, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit zu ermöglichen.
Uns ist klar, dass ein solches Modell nicht am Reißbrett entstehen kann. Es folgt nicht dem
großen Plan und schon gar nicht dem einen Akteur. Es bedarf der Ideen Vieler und neuer gesellschaftlicher Allianzen. Dieses muss begleitet werden von einem „Neuen Denken“, einer anderen Sichtweise auf die Prinzipien unseres Wirtschaftens.
Darum halten wir eine gesellschaftliche Bewegung für ein neues Wirtschaftsmodell für nötig. Eine Bewegung die sich – bei aller Sympathie – nicht auf Protestbewegungen beschränkt, sondern weite Teile der Gesellschaft und auch der Wirtschaft selbst mit einbezieht. Wir brauchen ein neues demokratisches Politikmodell, das Leitplanken definiert und gesellschaftliche Mobilisierung in Gang setzt. Wir brauchen:
– Ideen von Quer- und Neudenker/innen aus Politik, Wissenschaft, NGOs und Think Tanks
– Mutige Unternehmer/innen, aber auch das Wissen und die Produktionsintelligenz von Arbeitnehmer/innen
– Impulse aus Interessenvertretungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen
– Und nicht zuletzt zunächst gesellschaftliche und
schließlich parlamentarische Mehrheiten für eine soziale, ökologische und demokratische Modernisierung.
Zusammen denken!
Das Denkwerk Demokratie will den Dialog organisieren und ein Neues Denken fördern. Unser Selbstverständnis lautet: „zusammen denken“ – und zwar in einem doppelten Sinn.
„Zusammendenken“ bedeutet zum einen, die verschiedenen politischen Herausforderungen und Widersprüche in ihren Zusammenhängen in den Blick zu nehmen. Zu oft werden Probleme nicht ganzheitlich angepackt. Die Aufspaltung von Politik in Ressortzuständigkeiten wie Wirtschafts-, Umwelt- oder Sozialpolitik ist Ausdruck dieses Problems. Wir sind überzeugt: keine der Krisen von Wirtschaft, Ökologie, Gesellschaft und Demokratie kann für sich allein gelöst werden. Im Zentrum unserer Arbeit steht die Suche nach Ideen, Best-Practice- Ansätzen und Projekten für ein neues Wirtschafts- und Politikmodell.
„Zusammen
denken“ bedeutet zum anderen, dass Organisationen und Akteure, die sich soziale, ökologische und demokratische Ziele auf die Fahnen schreiben, auf Kooperation und Austausch angewiesen sind, wenn es darum geht, Ideen für eine mittel- bis langfristige Zukunftsgestaltung zu entwickeln und mehrheitsfähig zu machen – gerade weil konservative und wirtschaftsliberale Interessen sehr gut organisiert sind. Auch innerhalb des sozialökologischen Lagers gibt es unterschiedliche Standpunkte und Interessengegensätze. Die Aufgabe des Denkwerk Demokratie ist es nicht, diese Differenzen einzuebnen, sondern sie auszuloten und Wege zu finden, produktiv mit ihnen umzugehen.
Die Arbeitsweise des Denkwerk Demokratie
Die Arbeitsweise des Denkwerk Demokratie zielt auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ab. Es geht uns nicht darum, in tagespolitische Diskussionen oder koalitionspolitische Entscheidungen einzugreifen, sondern darum, politische Ideen zu entwickeln und mehrheitsfähig
zu machen.
– Wir wollen den Dialog zwischen Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft fördern und intensivieren.
– Wir wollen Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Arbeit bündeln und für den politischen Diskurs nutzen.
– Wir wollen konkrete Projekte für ein Neues Denken und in die Diskussion einbringen.
– Wir wollen dazu beitragen, dass es gesellschaftliche Mehrheiten für ein Neues Denken gibt.
Unsere Themen und Arbeitsvorhaben
Das Denkwerk Demokratie hat im Frühjahr 2012 eine erste „Denkschrift“ mit dem Titel „Neues Denken. Strategien und Denkaufgaben für einen sozialen und ökologischen Entwicklungspfad“ veröffentlicht. In dieser Denkschrift wurden fünf maßgebliche Denkaufgaben formuliert, an denen gegenwärtig gearbeitet wird.
1. Welche wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen (Entwicklungs-)Ziele definieren wir und wie kann ein diesen Zielen folgender Entwicklungspfad beschritten werden?
2.
Wie können wir gesellschaftliche Entwicklungsziele und die Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft produktiv aufeinander beziehen?
3. Welchen (neuen) Instrumente im Sinne einer nachhaltigen Strukturpolitik sind nötig, um Investitionen und Nachfrage kurz- und mittelfristig in Richtung eines sozialen und ökologischen Entwicklungspfades zu stärken?
4. Auf welches Leitbild der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und eines modernen Normalarbeitsverhältnis können wir uns verständigen?
5. Welche Gestaltungsaufgaben und welche Perspektiven sehen wir für eine demokratische Wirtschafts- und Sozialunion in Europa?
So sehr ich den Anspruch eines Neuen Denkens gegenüber den traditionssozialistischen, aber auch tradierten sozialdemokratischen Vorstellungen begrüße, so teilt eure Initiative mit dem „alten Denken“ aus diesen Traditionslagern das selbe Defizit. Geld und Geldpolitik kommen nicht vor, nur die Finanzmärkte und der Finanzkapitalismus werden aus kritischer Perspektive erwähnt. Damit lauft ihr aber Gefahr, aus einer politisch-ökonomischen Theorie eine Machttheorie zu machen, anders gesagt, ihr verkürzt den Zusammenhang von Struktur und Handlung auf Handlungen. Die habt ihr zwar aus diesen vulgärmarxistischen Verschwörungstheorien herausgelöst, bleibt aber theoretisch noch auf der selben Ebene.
Zu einem sozial gerechten und auch sozial nachhaltigen Wirtschaftsmodell gehört auf jeden Fall auch der Aspekt Geschlechtergerechtigkeit – ich hoffe, ihr verliert den Genderblick nicht aus den Augen. Beim Punkt „Gute Arbeit“ erwähnt ihr ja, dass Frauen immer noch schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, weniger verdienen und oft prekär arbeiten. Das wir aber nciht besser, sondern immer schlimmer werden, wenn das Geld für die öffentliche Infrastruktur immer knapper wird. Je weniger Geld da ist für Kinderbetreuung, je weniger gute Pflege gewährleistet ist, je schneller Menschen aus dem Krankenhaus entlassen werden, desto schwieriger wird es für Frauen, annähernd Vollzeit zu arbeiten unr ihre eigene Existenz zu sichern. Denn immer noch sind für die unbezahlte Care-Arbeit vor allem die Frauen verantwortlich, fühlen sich verantwortlich und nehmen die Nachteile auf dem Arbeitsmarkt notgedrungen in Kauf. diese Zusammenhänge müssen immer mit gesehen werden – ohne Geschlechtergerechtigkeit gibt es keine soziale Gerechtigkeit!